Beate Gottwald-Trummer
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Unser Menschenbild

Oft wird deutlich, dass wir Menschen sowohl in der Beziehung zum eigenen Leib als auch zum Du und Wir und zur Natur und im Verhältnis zur kosmischen Ordnung in Disharmonien leben. Das kann sich dann in Krankheiten und. Beschwerden bemerkbar machen

Das ist jedoch meist nicht die persönliche Schuld des Einzelnen, sondern eher Ausdruck kollektiver, über Generationen gewachsener Verstrickungen. Selbst viele der sogenannten Fehler von Menschen erweisen sich als mangelnde Bewusstheit. Daraus entstehen Verwirrungen und viel Leid.

Bei genauerem Hinschauen zeigt sich bei den meisten Menschen innerer und äußerer Mangel oder auch Traumatisierung in ihrer persönlichen, insbesondere der kindlichen und frühkindlichen Entwicklung. Dieser Mangel oder handfeste Traumatisierungen führte zu Einschränkungen im Verhalten und Erleben, die meist nur wenig oder gar nicht bewusst sind.

Damit ist dem betroffenen Menschen eine Einflussnahme und bewusste Verantwortung für die Qualität seiner heutigen Befindlichkeit und sein Handeln nur beschränkt möglich, obwohl wir heute aus der Neurobiologie wissen, daß wir eigentlich bis ins hohe Alter hinein sogar die organische Struktur unseres Gehirns verändern können.

Ohne es zu merken sind Menschen in ihrer Entwicklung als Kinder oft gezwungen, ihr ursprüngliches Wesen mehr oder weniger zu verstellen oder zu verbiegen oder eine Fassade vor ihr wahres Wesen aufzubauen. Dabei geht der Zugang zu ihrer wahren Natur mehr oder weniger verloren. Sie kreieren eine notdürftige, den herrschenden Verhältnissen angepasste, künstliche und letztlich falsche Persönlichkeit.

Gleichzeitig beginnen sie, die Welt und ihre Mitmenschen durch die Brille ihrer frühen Erfahrungen zu sehen. Man spricht von Projektionen. Sie entwickeln unbewußte Modelle von Wirklichkeit, die ihr Erleben von sich selbst und der umgebenden Welt auch im Erwachsenenleben bestimmt. Diese auf alte Erfahrungen gegründeten Modelle der Wirklichkeit entsprechen meistens nicht der heutigen Realität.

Für den üblichen Durchschnittsmenschen ist es selten möglich, sein reaktives, sogenanntes "Falsches Selbst" und die Projektion seiner frühen Beziehungserfahrungen überhaupt zu spüren und genauer wahrzunehmen. Sie spüren eher die Folgen in ihrer Unzufriedenheit und ihren Beschwerden und dadurch dass ihr Leben nicht funktioniert. Sogar die eigenen "Ressourcen", d.h. eigene Stärken oder persönliche im Laufe des Lebens erworbene Fähigkeiten sind dann häufig nicht mehr verfügbar, besonders in stressigen Problemsituationen, in denen häufig das Bewusstsein eingeengt ist.

Die Arbeit mit uns Selbst und unseren Klienten zeigt, dass wir als bedürftige und aufwachsende Kinder besonders deshalb zu o.g. kreativen Notmaßnahmen Zuflucht nahmen, weil uns angesichts des Mangels und der Traumatisierungen eine angemessene Unterstützung fehlte. Damals waren solche Notmaßnahmen hilfreiche, wenngleich auch notdürftige Lösungsversuche zum Schutz vor zu starkem Schmerz oder überwältigenden Gefühlen und um sich überhaupt in der Gemeinschaft angenommen zu fühlen.

Symptome bis hin zu Krankheitsbildern betrachten wir deshalb nicht als krankhaft in einem schulmedizinischen Verständnis, sondern als natürliche Reaktionen menschlicher Organismen auf eine nicht ausreichende Unterstützung. In jedem Fall sind wir Menschen in der Lage, mit ausreichender Unterstützung unsere Natur und unsere Geschichte zu verstehen und zu bewußten Wesen heranzureifen.

Das Erleben von Glück ist durch solche Disziplin möglich. Denn heute haben sich die genannten Notmaßnahmen häufig überlebt. Mit therapeutischer Unterstützung können wir uns selbst und die geschichtlichen Hintergründe unserer Projektionen erkennen. Wir können die eigene Wahrheit wahrnehmen und weitere, eigene "Ressourcen". Wir können unsere Ganzheit und unser ursprüngliches Potential wieder bewusst und lebendig erfahren. Wir können den Zugang zu einer hilfreicheren heutigen Umgebung besonders leicht in der Therapie eröffnen.

Die früher nicht vorhandene, aber immer noch notwendige Unterstützung kann in der Therapie im Hier und Jetzt erfahren werden. Wir verstehen Therapie als unterstützte Nachreifung und Fortsetzung sinnvollen Wachstums und insbesondere als Entwicklung eines präsenten Bewusstseins. Menschen lernen sich wieder im eigenen Leib zu Hause und wohl fühlen zu können. Die heutige Unterstützung in der Therapie kann in die eigene Erfahrung hinein genommen werden. Die Erinnerungen können bewußt und dann erweitert werden. Die heilsamen Neuerfahrungen dienen als Grundlage für eine bessere Selbstbegleitung.

In unserem ganzheitlichen Verständnis der menschlichen Natur berücksichtigen wir außer unserer Beziehung zum eigenen Leib (der Verkörperung unserer Seele und unseres Geistes) das Verhältnis zu den Mitmenschen (dem Du und Wir) und zur Natur und zur göttlichen Ganzheit.

Unsere Gedanken, Vorstellungen, inneren Bilder, unsere Stimmungen und Gefühle sind in unserem Leib "geerdet". Der Leib kann als eingefrorene Geschichte angesehen werden. Über unsere Körperhaltung, unsere Mimik und Gestik und unsere Weise zu atmen und uns zu bewegen, erfahren und zeigen wir unser durch die Geschichte geprägtes Wesen.

Wenn eine Verbindung zu unserem Seinsgrund versperrt ist, leiden wir. Die Beziehungen zum Wesen, zur Tiefenperson, zum sogenannten "Wahren Selbst" aufzunehmen, bedeutet, im Körper als seelisch-geistiges Wesen mit einer bewußt weiterentwickelten Geschichte dazusein. Dabei tauchen auch Bilder aus der Tiefe unserer Seele auf, wenn wir durchlässiger zum sogenannten "kollektiven Unbewussten" und zum sogenannten "Höheren Selbst" werden, der Verbindungsstelle zu einem kosmischen Bewusstsein. Solche grundlegenden Erfahrungen tauchen im Traum, im Alltag oder in Meditation auf. Auf die Dauer wirken die Erweiterungen des Bewusstseins und entsprechende Erlebnisweisen zufriedenstellend. Sie erfüllen innerlich.

 

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